„Forum Zukunftswald“ erfolgreich gestartet
Mit zwei Themen ging es im September und Oktober 2021 los: „Dürre und Starkregen – Der Wald als Puffer“ sowie „Baumarten für den Wald von morgen“.
Wolf von Aufseß ist Eigentümer des Gutshofs Mengersdorf und „ungelernter Waldbesitzer“. Seitens der Ökologie und Umweltforschung der Universität Bayreuth lobte Dr. Birgit Thies den neuen Standort Gutshof Mengersdorf für den Dialog von Forschung und Praxis zu Waldfragen – der räumliche Bezug zum Thema ist hier enger als beim „Forum Waldkontroversen“ auf dem Campus (UBTaktuell berichtete).
Auf einer Exkursion ins benachbarte Forstrevier wurden drei Standorte von der äußeren bis hin zur vorderen „Pfanne“, einem Bachtal mit Hanglagen unterhalb der Neubürg, besichtigt.
Ließe sich hier mehr Wasser im Tal halten – sollte man aktiv Wasser stauen? Welche Baumarten sind dort angebracht, und welchen (Holz-)Wert hat eigentlich eine Erle? Wie bedeutend ist die Kühlwirkung eines feuchten Talgrunds auf die umliegenden Hänge? Diese und weitere Fragen wurden in der Gruppe – moderiert von Dr. Gregor Aas und Dr. Andreas von Heßberg von der Universität Bayreuth – engagiert und teils kontrovers diskutiert.
Vom Wald ging es in den Gewölbekeller des Gutshofes Mengersdorf. Dr. Stephan Raspe erläuterte die Grundlagen des Wasserhaushalts von Waldökosystemen, insbesondere die Rolle des Bodens als komplexen Wasserspeicher: Durch erhöhten Humusgehalt im Mineralboden kann dessen Wasserspeicherfähigkeit bspw. erheblich erhöht werden. Andererseits ist – je nach Wettervorgeschichte – jeder Boden irgendwann „gesättigt“, danach sind Hochwasserspitzen durch oberflächlich abfließendes Regenwasser kaum zu vermeiden, bestenfalls noch zu verlangsamen.
Als waldbauliches Fazit des Vortrags empfahl der Referent
- den Umbau von reinen Nadelwäldern hin zu Misch- und Laubwäldern zur Verbesserung von Grundwasserneubildung und Wasserpumpeneffekt,
- ein möglichst geschlossenes Kronendach zum Erhalt eines kühl-feuchten Mikroklimas im Wald,
- die Vermeidung von Bodenverdichtung sowie
- den Verschluss von Gräben und Dränrohren.
Diskutiert wurde anschließend über vieles – von Verdichtungs- und Entwässerungsrisiken bei Rückewegen über die Erosionsvermeidung beim Wegebau bis hin zur Grundsatzfrage, ob und wie vermieden werden kann, dass auf manchen Standorten zukünftig kein Wald mehr aufwächst.
Dr. Tobias Mette erläuterte, wie die Forschung anhand von klimatischen „Analoggebieten“ versucht, Optionen für den Waldbau der Zukunft aufzuzeigen. Welche Baumarten kommen heute dort vor, wo das Klima dem für die Zukunft in Mengersdorf vorhergesagten entspricht? Deutlich wurde die Dynamik der Entwicklungen: Beim derzeitigen Tempo des Klimawandels bietet keine Baumart für die übliche Umtriebszeit von rund 80 Jahren Sicherheit.
Im Mittelpunkt der Exkursion am Samstagvormittag standen die Klimaeignung kombiniert mit den Standortbedingungen. Diese sind im Standortinformationssystem BASIS mit abgebildet, dessen Funktionsweise Ottmar Ruppert erläuterte. Bei einer Beratung durch den zuständigen Förster können Waldbesitzer vor Ort mit den BASIS-Empfehlungen, einem Bohrstock-Bodenabgleich und unter Einbeziehung des vorhandenen Bestandes das jeweils beste Vorgehen zum Waldumbau abstimmen.
Es war spannend, die verschiedenen Fragen an Beispielstandorten gemeinsam zu diskutieren:
- Welche Bäume werden eher nicht so alt werden wie erhofft – lässt sich der Holzzuwachs durch gezielte Kronenfreistellung beschleunigen?
- Ist ein einzelner krummer kleiner Laubbaum im Nadelholz ein förderungswürdiger Samenbaum für den Wald der Zukunft?
- Wo spielt uns die Naturverjüngung in die Hände?
- Was bringt der Wechsel zur Positivauslese von Zielbäumen, verglichen mit regelmäßiger großflächiger Durchforstung nach Negativ-Kriterien?
- Wie können auf größeren Schadflächen mit vertretbarem Aufwand die Baumarten der Zukunft eingebracht werden?