Im Kreis der Besten

Prof. Dr. Thorsten Gerdes gehört zu den innovativsten Köpfen der Republik: Gemeinsam mit zwei Partnern wurde er im September für den Deutschen Zukunftspreis 2020, Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation, nominiert. Er hatte mit Dipl.-Ing. Friedbert Scharfe von der Franken Maxit Mauermörtel GmbH & Co. und Dr. rer. nat. Klaus Hintzer von 3M-Dyneon "ecopshere", eine innovative Gebäudedämmung auf Basis von winzigen Hohlglaskügelchen, entwickelt. Gewonnen hat den Preis Ende November dann zwar jemand anders – aber die Forschung an "ecosphere" geht bereits mit großen Schritten weiter - gemeinsam mit der Technischen Hochschule Deggendorf.

Der 25. November 2020, auf diesen Tag fieberten die Mitarbeiter*innen des Keylab und der Pressestelle besonders hin – und wurden am Ende enttäuscht: Die "EUV-Lithographie", die mit Hilfe von ultraviolettem Licht die Leistungsfähigkeit von Microchips vergrößert, hat das Rennen gemacht. "Die Innovationshöhe war da eindeutig imposanter", sagt nüchtern Thorsten Gerdes: "Wir hatten nur Außenseiterchancen.“ Doch da klingt keine Wehmut durch, eher sachliche Wissenschaftler-Perspektive – wie Gerdes überhaupt das Bohei, das zum Beispiel die Mitarbeiter*innen der Pressestelle um ihn und den Preis gemacht haben, nur schmunzelnd zur Kenntnis nahm. Gerdes denkt in Entwicklungsschritten, nicht in Schlagzeilen und dennoch: "Nur wenn unsere Entwicklung in der Öffentlichkeit bekannt ist, kann sie sich durchsetzen und da hilft die Nominierung in beeindruckender Weise", sagt  Gerdes

Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Gespräch mit (v.l.) Prof. Dr.-Ing. Thorsten Gerdes, Leiter des Keylab Glastechnologie der Universität Bayreuth, Dipl.-Ing. Friedbert Scharfe (maxit) und Dr. rer. nat. Klaus Hintzer (Dyneon – 3M) – Foto: DZP/Bildschön

Unter regelrechter Geheimhaltung haben die drei Forscher und Entwickler im Sommer ihre Präsentation von "ecosphere" vor der Jury vorbereitet – schließlich durfte vor der Nominierung am 9. September in München nichts öffentlich werden. Dann aber war das Interesse der Medien geweckt – etliche Interviews wurden vermittelt, Drehs organisiert. "Wir haben versucht, alles möglich zu machen", sagt Dr.-Ing. Daniel Leykam, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Keylab Glastechnologie. Eingespannt wurden dafür auch Doktoranden des Keylab – wie hier im Clip, den ZDF-Redakteur Volker Erbert für die Sendung produziert hat: Dominik Helling am Schmelz-Ofen und Stefan Zelder an dem Gerät, das die winzigen Hohlglaskügelchen bläht, die für die außergewöhnlichen Dämmeigenschaften von ecosphere verantwortlich sind. Leykam berichtet: "Es hat nicht nur Spaß gemacht, es war auch wirklich interessant, unsere Arbeit einmal durch die Brille eines TV-Journalisten zu sehen und zu realisieren, was die Öffentlichkeit an unserer Arbeit spannend finden könnte."

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Der Präsentationsclip des ZDF , die Sendung finden Sie in der Mediathek des ZDF. 

Ein Außenseiter war "ecosphere" in der Tat: ein spritzbarer Mauerputz neben Roboterarmen für den Einsatz bei lebenswichtigen Operationen und einem Garagen-großen Laser zur Vervielfachung der Leistung von Computerchips. Aber ein Außenseiter mit unmittelbarem Bezug zu Jedermanns Leben: Millionen Häuser in Deutschland müssen – wenn wir unsere Klimaziele einhalten wollen – gedämmt werden. Die Eigenschaften der Spritzdämmung "ecosphere" gehen über die konventioneller Dämmungen hinaus: Die hohe Isolationsleistung verbessert die Energiebilanz älterer Gebäude nachhaltig, lässt sich einfach und zeitsparend auf die Fassade aufspritzen, besteht aus rein mineralischen Rohstoffen und ist somit nicht brennbar. Nach der Nutzungszeit kann das Material im Sinne einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft weiterverwendet werden. Und ein weiterer Clou sind die kleinen luftgefüllten und damit dämmenden Hohlglaskügelchen, die den Bausand ersetzen, einen weltweit knappen Rohstoff. Das spart wertvolle Ressourcen.

Wie Zucker rieseln die Mikrohohlglas-Kügelchen in "ecosphere".

Künftig kann der Dämmputz auch von Robotern aufgebracht werden.

Erst eine außergewöhnliche Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft machte die Entwicklung möglich: maxit als mittelständisches Unternehmen der Baubranche, 3M - Dyneon als globales Multitechnologie-Unternehmen sowie die Universität Bayreuth mit ihrer besonderen Expertise in der Glastechnologie haben ihre Kompetenzen gebündelt, um neue Wege für das energetische Sanieren zu finden.

Professor Gerdes hat bei uns nicht nur die Forschung zu Glas vorangetrieben, er hat auch zahlreiche Kooperationen angestoßen und universitäres Wissen in die Wirtschaft getragen. Professor Gerdes lenkt mit dieser Nominierung auch ein Licht auf die interdisziplinäre Forschungsleistung an der Universität Bayreuth.

Universitätspräsident Prof. Dr. Stefan leible

Mit dem Deutschen Zukunftspreis ist die Entwicklung des innovativen Dämmmaterials aber noch nicht abgeschlossen: Thorsten Gerdes leitet gemeinsam mit Prof. Harald Zimmermann von der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) das Technologie Anwender Zentrum Spiegelau (TAZ) und vertritt dort die Glas-Forschungsschwerpunkte der Universität Bayreuth. Dieses Institut geht auf eine gemeinsame Initiative der Universität Bayreuth und der THD aus dem Jahr 2009 zurück und bildet einen wichtigen Baustein in der langjährigen Kooperation der beiden Hochschulen. Gemeinsam mit maxit und 3M entsteht im Rahmen dieser Kooperation bereits die nächste Generation glasbasierter Gebäudedämmung mit dem Ziel, die Materialeigenschaften weiter zu verbessern und den Energieaufwand bei der Herstellung der Mikro-Glashohlkugeln zu verringern.

Über den Preis
Mit dem Deutschen Zukunftspreis – Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation werden hervorragende technische, ingenieur- oder naturwissenschaftliche sowie Software- oder Algorithmen-basierte Innovationen ausgezeichnet. Der Bundespräsident würdigt damit Projekte, die ausgehend von exzellenter Forschung zu anwendungs- und damit zu marktreifen Produkten führen, wirtschaftliches Potenzial entfalten und Arbeitsplätze schaffen. Der Preis ehrt die Menschen, die hinter diesen Entwicklungen stehen. Der Deutsche Zukunftspreis – Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation wird jährlich vergeben und ist mit 250.000 Euro dotiert. Er gilt als eine der wichtigsten Wissenschaftsauszeichnungen in Deutschland.

Über die Universität Bayreuth
Die Universität Bayreuth existiert seit 1975 und ist eine der erfolgreichsten jungen Universitäten in Deutschland. Sie liegt im „Times Higher Education (THE) Young University Ranking“ auf Platz 51 der 414 weltweit besten Universitäten, die jünger als 50 Jahre sind, und rangiert im QS World University Ranking in der Spitzengruppe der besten zehn Prozent von weltweit 5.500 Universitäten. Interdisziplinäres Forschen und Lehren ist Hauptmerkmal der 160 Bayreuther Studiengänge an sieben Fakultäten in den Natur- und Ingenieurwissenschaften, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie den Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften. Die Universität Bayreuth hat im Wintersemester 2020/21 rund 13.350 Studierende. Sie beschäftigt knapp 257 Professor*innen, etwa 1.395 wissenschaftliche und rund 1.020 nichtwissenschaftliche Mitarbeiter*innen auf dem Campus in Bayreuth sowie an der Außenstelle in Kulmbach. Sie ist der größte Arbeitgeber der Region. (Stand: Dezember 2020)

Über maxit
Die Firma Franken Maxit wurde im Jahr 1978 gegründet und beschäftigt an neun Produktionsstandorten in Bayern, Thüringen, Sachsen sowie in der Tschechischen Republik 550 Mitarbeiter. Das mittelständisch geprägte Unternehmen wird zu je 50% von der Johann Bergmann GmbH & Co und der Saint-Gobain Weber GmbH gehalten und entwickelt seit Jahren erfolgreich innovative Produkte im Baustoffbereich.

Über 3M
Der Multitechnologiekonzern 3M wurde 1902 in Minnesota, USA, gegründet und zählt heute zu den innovativsten Unternehmen weltweit. 3M ist mit 96.000 Mitarbeitern in über 190 Ländern vertreten und erzielte 2019 einen Umsatz von 32 Mrd. US-Dollar. Grundlage für seine Innovationskraft ist die vielfältige Nutzung von 51 eigenen Technologieplattformen. Heute umfasst das Portfolio mehr als 55.000 verschiedene Produkte für fast jeden Lebensbereich. 3M hält über 25.000 Patente und macht rund ein Drittel seines Umsatzes mit Produkten, die seit weniger als fünf Jahren auf dem Markt sind.

Anja-Maria Meister

Anja-Maria MeisterPressesprecherin der Universität Bayreuth

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Tel: +49 (0) 921 / 55 - 5300
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